Lass uns mal über eine ausgesprochen komplizierte Beziehung sprechen – über deine Beziehung zu deinem Körper.
Eine gute Beziehung zu seinem Körper zu haben, ist sehr wichtig. Er ist der Schlüssel zu all dem, was wir tun wollen und tun können. Er ist für uns ein Beitrag in allen Dingen, aber sind wir ein Beitrag für ihn?
Ich kenne kaum eine Beziehung, die so störanfällig ist, wie die zu unseren Körpern. Zumindest gilt das für Frauen. Also, wenn ich überlege, kenne ich nur eine handvoll Frauen, die mit ihrem Körper zufrieden sind und keine, die vor dem Spiegel steht und sagt: „Wow, tolle Frau, du siehst heute mega gut aus.“. Dafür kenne ich viele Frauen, die mit sich selbst hadern und nicht besonders nett mit ihren Körpern sind.
Wie läuft’s so zwischen Euch? Alles bestens?
Stell dir vor, du bist mit einem Menschen zusammen für den du alles, wirklich alles geben würdest.
Du sorgst für sein Wohlbefinden, dafür, dass er ausreichend isst und trinkt, stellst ihm alles zur Verfügung, was er braucht. Du würdest ihn niemals verlassen. Dazu müsste man dich schon zwingen. Du bist absolut treu, loyal und freust dich über kleine Aufmerksamkeiten, die du von ihm bekommst. Das muss dir auch reichen, denn mehr kriegst du nicht.
Erwartest du etwa Lob oder Anerkennung für deine Mühen? Fehlanzeige, das ist selbstverständlich. Und wehe du muckst auf und funktionierst nicht wie gewohnt. Leise Rufe deinerseits, mal auf dich Rücksicht zu nehmen, werden ignoriert. Wenn du willst, dass du bemerkt wirst, dann musst du schon gewaltiges Geschütz auffahren und deinen geliebten Menschen quasi außer Gefecht setzen. Wobei – im Rumnörgeln ist dieser Mensch echt gut. Eigentlich kannst du es ihm nicht wirklich recht machen.
Angenommen deine Freundin wäre mit so jemanden zusammen: würdest Du ihr raten, bei so einem Typen zu bleiben? Ich nicht. Wenn meine Freundin so behandelt werden würde, wäre ich ganz schön wütend.
Warum behandelst du dann deinen Körper so? Ist er nicht das Beste, was Du hast? Wieso bist du ihm gegenüber nicht so loyal und anerkennend, wie er es verdient?
Es ist Zeit, sich mal anzugucken, welche Beziehung du zu deinem Körper hast. Ob du ihn genauso gut behandelst, wie er dich. Und ich meine damit nicht nur Nahrung, Schlaf, Bewegung usw.. Es geht darum, wie du deinen Körper siehst und wertschätzt. Da sind wir Frauen nämlich oft gnadenlos. Das gilt übrigens nicht nur für Äußerlichkeiten, sondern auch für unsere Fitness. Mal abgesehen davon, dass auch ich nicht immer (im Moment sogar eher weniger) zufrieden bin, mit der Veränderung, die mein Körper in den letzten Jahren durchlebt hat, bin ich schon mal genervt: Wenn er nicht so funktioniert, wie ich das will. Wenn er schneller schlappmacht, als ich das gewohnt bin. Da motze ich mit meinem Körper rum, da würde jeder Paartherapeut unruhig werden. Diese Selbstgespräche kennst du bestimmt auch, wenn du vor dem Spiegel stehst, oder?
Die meisten von uns machen mindestens zwei Einschränkungen geltend. Zum einen, weil sie wiklich mit einer bestimmten Körperstelle hadern, zum anderen, weil sie nicht eingebildet erscheinen wollen.
Mittlerweile haben wir zwar gelernt, dass es unhöflich ist auf Komplimente mit „Aber…“ zu reagieren, doch spontan gefragt, fallen uns diverse abers ein. Es ist dabei egal, wie alt wir sind. Im Gegenteil, je jünger desto perfekter wollen wir sein.
Ich habe es bei ein paar Frauen spontan getestet – hier das Ergebnis:
1. Gewicht
Der Spitzenreiter im Kummerkarussell. Zuviel oder zuwenig? Pummelige Körperstellen? Was sagt dein Bikini?
2. Haare
Zu dünn, keine richtige(!) Farbe, störrisch, zu lockig, zu glatt, zu strähnig, blöde Wellen. Sie liegen heute mal richtig? Zufall oder aufwendige Arbeit.
3. Haut
Babyzarte, reine Haut…, strahlend, so soll sie sein. Die Realität zu trocken, zu fettig, Pickel stören, schuppig und rau. Interessant: Falten stören nicht mehr so sehr, dafür aber schlaffe Hautpartien.
4. Rund oder Flach?
Die Spezialzonen. Selbst, wenn das Gewicht stimmt (s.o.) hier schauen wir noch mal genauer hin: Busen, Bauch, Po, Oberschenkel. Da gibt es sogar spezielle Kurse für – Bauch, Beine, Po Training – die sind sehr gefragt.
5. Mund
Das hat mich bei meiner spontanen Umfrage dann doch überrascht. Zu schmal, zu breit scheint ein Thema zu sein. Und die Zähne, natürlich die Zähne. Bei aller Pflege sind die einfach nicht so weiß und gerade, wie sie sein sollten.
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet.
Bleiben wir noch eine Weile in der Welt der Beziehungen.
Erinnerst du dich an die Zeiten, in denen Du frisch verliebt warst? Wie hast du deinen Partner da gesehen? Hast du direkt alle unvorteilhaften Dinge bemerkt? Oder haben sie dich so gestört, dass du gedacht hast „Ok, ist ja sehr nett, aber dieser Bauch…“. Vielleicht hast du dich sogar gewundert, dass dieser Mensch so gar nicht in dein eigentliches Beuteschema passt, er dir aber trotzdem gefällt. Und hast ihn voller Wohlwollen angeschaut. Frisch verliebt sein, kann so blind machen und soooo schön sein.
Was aber noch viel schöner ist, zumindest wenn es passt, ist frisch geliebt sein. Das ist die Zeit in unserem Leben, in der wir uns wunderschön, leicht, beschwingt, lebendig und absolut angenommen fühlen. Und das strahlen wir aus. Wir strahlen aus, dass wir uns in unserem Körper wohl fühlen. Interessanterweise sehen wir dann hinreißend aus und es purzeln sogar die Pfunde. Also nicht in der Werbungsphase, sondern danach, wenn das Glück schon da ist.
Zurück auf Wolke sieben!
Was braucht es also sich mit verliebten Augen selbst zu betrachten – mit sich glücklich zu sein. Zufriedenheit oder so ein „Na ja, ist schon ok.“, reicht da nicht. Dass das Schweben auf Wolke 7 auch anstrengend sein kann und sich als Dauerzustand nicht eignet – geschenkt. Doch diese ständige Nörgelei mit uns selber, macht auf Dauer krank.
Uns kritiklos anzunehmen, haben wir leider nicht gelernt. Wenn ich mich als kleines Mädchen vor dem Spiegel bewundert habe, gab es immer jemanden, der mich wegen Eitelkeit getadelt oder ausgelacht hat. Zuviel Eigenlob stinkt und wir alle wissen, was mit Schneewittchens Stiefmutter passiert ist: eitel = böse = Bestrafung.
Hier sind ein paar Tipps, wie Du einer gesunden, liebevollen Haltung zu deinem Körper zurückfindest, damit diese Beziehung funktioniert und Seele, Verstand und Körper einen harmonischen Dreiklang ergeben.
Wir bekommen unsere Annahmen gespiegelt, sofort!
Du kennst das Phänomen: du willst dir ein rotes Auto kaufen, plötzlich sind überall rote Autos. Du hast Angst davor, etwas könnte schief gehen, es geht schief – Murphis Law. Du wachst morgens auf und fühlst dich müde und alt und siehst im Spiegel jede Menge Falten.
Das ist nicht die Wahrheit, dass ist unser Gehirn. Es steuert unsere Wahrnehmung und bestätigt unsere Annahmen. Also dreh die Wahrheit bewusst um. Suche morgens im Spiegel nach der Frau, die das Leben liebt und fröhlich nach neuen Abenteuern sucht. Schau ihr in die Augen, recke deinen Körper und strecke ihn genüßlich, wie eine Katze. Fühlst Du, wie er sich entfaltet und Kraft aufsaugt? Atme tief ein und lächle.
Das ist nur ein Beispiel, wie du deine Annahme über dich verändern kannst und damit auch eine tatsächliche Veränderung herbeiführst.
Achte auf deine Gedanken und deine Selbstgespräche – gerade auch vor dem Spiegel.
Sich selbst bewusst und liebevoll berühren!
Wann hast du dich das letzte mal bewusst liebevoll berührt? Unsere Körper stehen auf Berührung und ja, wenn uns ein anderer liebevoll berührt ist der Genuss deutlich intensiver. Aber es geht hier ja um unsere Beziehung zum eigenen Körper.
Ich gestehe, ich versorge meinen Körper oft so nebenbei. Der wird eingeseift und manchmal, wenn er sehr trocken ist auch eingecremt.
Aber hast du dir schon mal sanft und ausgiebig die Füße massiert? Ich während der Jakobsweg-Wanderung jeden Abend. Das war für mich neu: diese sonst so vernachlässigten Füße voller Liebe und Dankbarkeit zu verwöhnen. Ein absolut nährendes Gefühl.
Seitdem gönne ich meinem Körper die gleiche liebevolle Berührung, die ich meinem Partner auch schenke.
Welchen Körperteil vernachlässigst du? Fang mit ihm an und genieße.
Affirmationen helfen, aber wie?
Du hast bestimmt schon mal was von Affirmationen gehört. Das sind einfache positive Sätze, die du dir wie ein Mantra selber sagen kannst.
Sie sind sehr wirksam…WENN – ja wenn du dir glaubst. Oder wenn du sie solange aufsagst, dass du schon in Trance bist und dir sowieso alles glaubst.
Es geht also nicht um leere Worthülsen, sondern um leb- und fühlbaren Inhalt.
Sag also nicht: „Es geht mir gut“ oder „ich bin schlank“, sondern erinnere dich. Wie fühlt es sich an, wenn es dir gut geht oder du schlank bist? Was machst Du dann? Schließ die Augen und stell es dir vor. Lächelst Du?
Dann hole tief Luft und sag „Ja, es geht mir gut.“ Dann öffne die Augen und tue das, was dir spontan einfällt.
So funktioniert das mit den Affirmationen. Fühle und lebe den Inhalt in deiner Vorstellung. Es braucht gar nicht viel Zeit – drei Sekunden reichen.
Was es sonst noch zu sagen gibt
So viel und doch so wenig.
Lass dich nicht verrückt machen, von all den tollen Erkenntnissen und was man unbedingt für seinen Körper machen muss. Gerade auf dem Ernährungs- und Diätsektor geht es teilweise richtig aggressiv dogmatisch zu.
Ja, eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist wichtig und zu wissen, was dem Körper gut tut und was ihm schadet ist hilfreich und individuel. Auch ich habe mich damit beschäftigt und bei dem Klassiker „keine Kohlehydrate ab 14.00 Uhr“ bin ich verzweifelt. Zum einen kenne ich viele, denen das überhaupt nichts ausmacht, zum anderen liebe ich es abends zu essen, vorzugsweise Spaghetti. Bei den ganzen Verboten, die ich da so – meistens als Empfehlung getarnt – gehört habe, wird das Leben eine ziemlich lustlose Angelegenheit.
Und ja, vor kurzem bin ich auch mal wieder auf mich selber reingefallen.
Tatsächlich nutze ich die Fastenzeit, um meinem Körper etwas Gutes zu tun. Viele frische Sachen – wenig verklebenden Süßkram, viel Wasser – kein Alkohol, usw.
Dieses Jahr habe ich noch einen drauf setzen wollen – ENTSCHLACKUNG. Die Leute, die das Programm verkauft haben, wirkten so unkompliziert, fröhlich entspannt. Also habe ich diverse anzurührenden und zu mixenden Dinge bestellt, das dazu gehörende Gemüse gekauft und mich auf eine reinigende Woche eingestellt. Was soll ich sagen: die Woche war kurz. Sie dauerte genau fast einen Tag. Morgens habe ich mir einen Drink bestehend aus Pulver mit Algenextrakt, Spinat und Früchten gemixt. Ich habe mich zwar über die Menge gewundert (falsche Angabe im Rezept) und gerochen hat es auch nicht so lecker, aber hey, das ist alles eine Frage der Selbstdisziplin. Mittags sollte es dann einen Salat geben – ohne Salz, ohne Öl, dafür mit einem anderen in Wasser angerührtem Pulver. Boah, was taten mir die leckeren Zutaten leid, so lieb- und geschmacklos verarbeitet zu werden. Mein Körper ist auf die Barrikaden gegangen. Am Abend nach diversen Übelkeitsattacken, einem heftigen Migräneanfall, kaum aufzufangendem Flüssigkeitsverlust, habe ich beschlossen, dass das für mich kein Weg ist. Wenn ich Algen essen sollte, wäre ich Fisch geworden. Mein Ekel vor dem nächsten Tag war riesig groß und mein Leben ist für so eine (überflüssige) Tortur zu kurz.
Ist es wirklich unser Ziel, uns vor Gesundheit strotzend mit stählernem Körper ins Grab zu legen? Oder wie wäre es damit: auf der Rutsche des Lebens mit einer Schokolade in der einen und einem Glas Sekt in der anderen Hand voll Freude zu rufen: „Was für ein geiler Ritt!“
In diesem Sinne, lass dich nicht verrückt machen, höre auf deinen Körper. Bau eine gute Beziehung zu ihm auf und mach einen schönen Tag!
P.S.: Wenn Du magst, guck doch mal bei meiner Veranstaltung „Du bist wunderbar“ rein. Fotoshooting und Körperprozesse wie Facelift. Der nächste Termin ist im Oktober.
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